Man trifft sich immer zweimal

Exif_JPEG_PICTURE
Eine kleine Schallplatte ist wie ein kleiner Freund. Foto: Thomas Scholl

Klar liebst Du Geschichten. Alle lieben Geschichten. Und deshalb erzähle ich hier eine nicht wenig amüsante Geschichte. Doch dazu hole ich etwas aus.

In den frühen Tagen des Internets (also vor ca. 13 oder 14 Jahren) hatte ich bei intro.de ein Profil als Haru Specks (später dann als „Babsie“, doch das ist eine andere Geschichte). Ich schwöre, dass ich wegen eines Projektes das Profil anlegte, um zu recherchieren, was die Gestaltung und Programmierung für die Plattform einer Community ausmacht. Und ja: damals war Intro weit vorne und die dort angemeldeten Leute mitteilungsfreudig, gebildet und interessiert. Das Projekt wurde zwar nichts, ich blieb aber trotzdem bei Intro hängen.

Wir veranstalteten auf eigene Faust gemeinsame Parties und Treffen. Eines davon war bei Martin in Hamburg. Wie damals üblich bekam jede/r die Möglichkeit, 30 Minuten aufzulegen. Ich war sehr unsicher und schleppte deshalb eine Box Schallplatten und eine Kiste CDs mit. Was ich nicht ahnte: Martin Vau wohnte im 5. Stock ohne Aufzug. Was für eine erbärmliche Schlepperei das war.

Wie ich gerade also die Kisten total außer Atem hinstellte kam der sogenannte JimBob mit einer dieser ollen Singletaschen an, trug sie am Zeigefinger und meint nur schnippisch „Scheiße viel Zeugs, nich?“, um dann alle mit seinen paar Singlechen auf den Punkt wegzublasen. Ein „Hurra!“ und „Juchhu!“ war angesagt und ich war erschüttert und ich war beschämt und ich lernte: vorher Gedanken machen und Mut zur Lücke, Herrje nochmals!

Das war eine Lehre fürs Leben: es geht nichts über einen 3 Minuten 40 Sekunden-Song auf einer Single. Warum ein Dreifachalbum rumschleppen, wenn man nur ein Lied auflegen will? Seitdem sammel ich also 7″ und habe immerimmer als konzentrierte Geheimwaffe meinen Singlekoffer mit 250 Singles dabei. Und tatsächlich erlebte ich manche Hochzeit, die ins Stocken geriet und all das ausgemachte Zeugs nicht mehr funzt. Dann nehme ich meinen Koffer und schieße Jackson 5 oder Dandy Warhols oder Clash ab und alles ist gut. Denn der Singlekoffer hat Musik für sage und schreibe 7 Stunden Party dabei. Also Danke, Jimbob. Danke für diese Lehre. Sie hat mein Auflegeverhalten grundlegend beeinflußt.

Was das alles mit der Vinylpredigt zu tun hat? Den Martin traf ich wieder auf Facebook. In der Zwischenzeit führt er einen Schallplattenladen namens „Pop“ in Berlin. Und dort werde ich am 5. April um 19:30 Uhr meine erste Vinylpredigt außerhalb Düsseldorfs halten. Kleine Hände öffnen große Türen und ich freue mich und ich habe ein wenig Muffe. Doch vor allem sehe ich nach vielen Jahren Martin Vau wieder. Was für ein Fest.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert